Inspirationen

Im Laufe der Zeit habe ich verschiedene Künstler und Künstlerinnen entdeckt, die mich inspiriert haben. Hier die wichtigsten, die mir im Moment einfallen mit kurzen Erläuterungen und Links. Diese Seite ist harte Kost für Youtubisten, Instagrammatoren und Tiktokis: Texte halt! Aber auch ein paar Bilder.

Anfang der 80er Jahre wollte ich Fotografie studieren. Meine damalige Frau empfahl mir, mich an Evelyn Richter zu wenden, die an der Leipziger HGB unterrichtete. Leider gibt es keine Website zu ihrem Werk. Hier sind drei Fotos von Ihr zu finden. Parallel zu ihrer Unterrichtstätigkeit fotografierte sie als Auftragsarbeit klassische Musikerinnen und Musiker. Sie hatte einen Trabbi, konnte selbst aber nicht fahren. Für ca. 2 Jahre (war es nur eins?) kutschierte ich sie durchs Land. Wir unterhielten uns über Fotografie und über die Welt und ich konnte ihr beim Arbeiten zuschauen. Sie hatte eine Leica und ich eine Werra und wir führten mit unseren beiden Kameras Lautstärketests durch. Von Evelyn Richter erhielt ich Bildbände von Richard Avedon, Henri Cartier-Bresson und Diane Arbus (es gab kein Internet!). Ich besorgte mir ihre beiden Fotobände über den Geiger David Oistrach und den Komponisten Paul Dessau. Sie war die Fotografin der grandiosen Kinderfotos des Buches „Entwicklungswunder Mensch“, das uns als Familie inhaltlich sehr inspiriert hat und auch dazu geführt hat, dass meine beiden Töchter Fotos in Buchform von sich besitzen, um die sie viele beneiden. Mit dem Fotografiestudium ist es nichts geworden.

Henri Cartier-Bresson war Fotoreporter bei der Bildagentur Magnum. Eine Auswahl seiner Fotos ist hier auf der Website der Agentur Magnum zu finden.

Er hat mit einer Leica fotografiert, einer Kleinbild -Kamera, von der man in der DDR nur träumen konnte: robust, klein, kompakt, leise und unauffällig. Er wollte als Fotograf unsichtbar sein. Seine Idee war, dass jede Situation einen entscheidenden Moment hat, in dem alle Bildelemente im Einklang miteinander stehen.  Auf diesen Moment muss man als Fotograf vorbereitet sein. Er hat seine Fotos nicht beschnitten sondern immer ganz bewusst den Negativrand mit vergrößert umd diese Vorgehensweise zu unterstreichen. So wollte ich auch fotografieren. Habe ich dann in den 80er Jahren auch versucht.

Auf Richard Avedon stieß ich durch Evelyn Richter. Sie lieh mir den Bildband „Portraits“. Ich war fasziniert von den schnappschussartigen Studioporträts von größter Intensität vor weißem Hintergrund. Es gab keine Kopierer, also fotografierte ich das Buch ab, vergrößerte es auf Fotopapier und steckte es in eine Klemmmappe. Ich habe es heute noch. Es war auf englisch und ich habe es mit Wörterbuch übersetzt. Das hat mein Englisch sehr verbessert. Avedon fotografierte mit Mittelformat und Plattenkameras. Ich sparte für eine Pentacon Six und fing an vor weißem Hintergrund zu porträtieren.

Hier geht es zur  Website der „Avedon-Foundation“  und hier zu einem Youtube Video mit und über ihn

In Leipzig gab es ein polnisches  Kulturzentrum. Und Polen war speziell was Kunst und Kultur anging, ein wesentlich freieres und experimentelleres Land als die DDR. Im polnischen Kulturzentrum bewegte ich mich regelmäßig und erstand unter anderem dieses Plakat, das lange Zeit mein Abiturientenzimmer schmückte. Und ich kaufte mir die Zeitschriften „Projekt“ und „Jazz-Forum“ die zwar polnisch geschrieben waren, mich aber mit den nötigen Bildern versorgten.  

Von Paul Klee gab es in der DDR ein Buch: „Die Zwitschermaschine“. Dieses Buch enthielt hauptsächlich Zeichnungen und Radierungen, die von großer Einfachheit waren, mich aber durch ihren hintersinnigen Humor anzogen und mit den wunderbaren Bildtiteln eine faszinierende Wirkung hatten. Seitdem finde ich Bildtitel als poetische Ergänzung wichtig. Leider habe ich keine Website zu diesen Zeichnungen gefunden. Aber hier geht es zu einer Auswahl an Werken von Paul Klee.

Die alternative Kunstzeitschrift „Entwerter/Oder“ erschien 1982 zum ersten mal. „Sie nutzte eine Gesetzeslücke (in der DDR), die die Arbeit mit künstlerischen Originalen bis zu einer Auflage von 99 Exemplaren nicht ausdrücklich verbot. Und dies angesichts des Nichtvorhandenseins von Copy-Läden! Die Schreibmaschine war das „Printmedium“ für die Texte. Fotografien waren immer Handabzüge; bei der Druckgrafik finden sich Siebdruck, Lithografie und Radierung u.a.m. “ (Zitat: website e/o). Ich gehörte zum Freundeskreis des Herausgebers Uwe Warnke und beteiligte mich hin und wieder mit Arbeiten. Das vierteilige Porträt auf seiner Website ist von mir.

Kurt Buchwalds 1988 erstmals durchgeführte subversive Aktion „Fotografieren verboten“ fand ich sehr grandios. Buchwald stellte dieses Schild an der Weltzeituhr am Berliner Alexanderplatz auf und die patroulierenden Volkspolizisten setzten diese Verbot durch. Zur Verhüllung des Reichstages durch Christo im Jahr 1995 gründete er das „Amt für Wahrnehmungsstörung“ und verbot das Fotografieren des Reichstages bis sich die Aura des Gebäudes von vom überbordeneden Fotografieren erholt habe. Mehr Infos zu dieser Aktion gibt es hier.

Alexander Calder hat wunderbare Mobiles geschaffen. Diese Formen faszinieren mich. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Hin und wieder entdecke ich in einem Museum was von ihm. Dann hat sich der Ausflug schon gelohnt. Hier gibt es ein paar seiner Sachen zu sehen.

Fotografie und hintergründiger, auch ein wenig böser, britischer Humor sind mir sehr nahe. Und Martin Parr ist ein exzellenter Vertreter für beides. Auf die Frage, ob Fotografie auch Kunst sei, hat er wohl geantwortet: „Ja, wenn sie größer als 2×2 Meter ist und mehr als 2000 Pfund kostet“. Einige seiner schwarzhumorigen Beobachtungen des britischen Alltags sind auf seiner Website zu finden

In den neunziger Jahren zog eine Gruppe Jugendlicher unter Begleitung einer spirituell inspirierten Künstlerin (wie hieß sie nochmal?) zu einer Performance in einen Tagebau um die dort „verletzte“ Erde zu „heilen“. Alle trugen weiße Maleranzüge, bewegten sich im Kreis und machten irgendwas, was ich vergessen habe. Ob die Heilung gelang ist unklar. „Heilerinnen“ bin ich inzwischen schon mehreren begegnet, meist mit eher gemischten Gefühlen. Aber oben genannte Künstlerin machte mich mit Andy Goldsworthy bekannt. Und dessen Umgang mit Natur und  Fotografie fasziniert mich seitdem. Ein großer Teil seiner Arbeiten ist äußerst vergänglich und existiert nur in seinen Fotos weiter, die er in mehreren wunderbaren Büchern veröffentlicht hat. In dem Film „Rivers and Tides“ kann man ihm beim Arbeiten zusehen. Hier geht es zu seiner Website

Bei einem Venedig-Besuch  2002 mit einer wunderbaren Frau an meiner Seite entdeckten wir im Arsenale die Ausstellung „Ashes and Snow“ von Gregory Colbert. In einer endlos langen dunklen  Halle hingen große Fotopapiere frei im Raum und im Licht. Inszenierte Fotos von Menschen und Elefanten. Ganz am Ende der Halle eine Leinwand auf der diese Fotos als Filme zu sehen waren: Unterwassertänzer und Wale. Wir waren fast allein in dieser Halle und es war magisch. Ich könnte so nicht arbeiten, aber ich werde diese Ausstellung nie vergessen.

Auf Andreas Gursky bin ich relativ spät gestoßen. Er ist im gleichen Jahr wie ich geboren und ist einer der derzeit international am erfolgreichsten Fotografen (laut Wikipedia). Er hat nicht den Anspruch, mit seinen Fotos irgendeine „Wahrheit“ zu verkünden. Ich glaube er nutzt die uns umgebende Welt, fotografiert sie und verändert sie dann per Bildbearbeitung sosehr, dass eine neue ästhetische Qualität entsteht und zugleich ein melancholischer Blick auf die Absurditäten ebendieser Welt. Das gefällt mir gut. Hier sind zwei Bilder, die zu meinen Favoriten zählen: „Boxenstop“ und „Beelitz“ und hier noch ein Link zu einem Film über ihn.

Weitere Inspirationen gibt es dann  demnächst hier…

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